Freiheit fuer Pawla

Die herrschende Clique ist durch einige Erfolge der antiautoritären Linken aufgeschreckt worden. Sie schreitet zum generalangriff gegen alles Fortschrittliche vor.

Antiautoritäre Kinder-Jugendlager wurden für die nächste Zeit verunmöglicht, gegen die "Verantwortlichen" wird wegen "schwerer Kuppelei", "Vergehen gegen das Opiumgesetz" und andere Delikte ermittelt. Die Zentralorgane der Studentenschaften wurden (übrigens ohne Gegenwehr) aufgelöst. Sogenannte Undergroundlokale werden von amtswegen geschlossen. (Der Widerstand erwies sich als zu schwach). Die Justiz versucht, die umherschweifenden Rebellenhaufen zu zerschlagen.

Der umherschweifende Rebell Karl-Heinz Pawla trat am Montag, den 25.8. 10 Uhr, seine 10monatige Haftstrafe wegen BELEIDIGUNG in Tegel an. Nicht nur, daß das 10monatige Urteil wegen des Delikts BELEIDIGUNG schon eine Verletzung des Menschenrechts ist, so war schon das Verfahren völlig unverständlich, da Karl ja nur das Menschlichste getan hat: In einem Scheißhaus geschissen. (Und hier irrt Franz J. Strauß in seiner letzten Wahlkampfrede in Niederbayern: denn Tiere scheißen bekanntlich meistens nicht im Scheißhaus, sprich Gerichtssaal.)

Vergessen von seinen "Genossen" mußte Karl mit diesem "Problem" alleine fertig werden. Nicht mal sein Verteidiger RA Mahler wußte von der Rechtskräftigkeit des Urteils, von der APO ganz zu schweigen. Karls nächster Prozeß ist am 10. Sep. in Moabit. Er soll sich zusammen mit Wolfgang Lefewre in der FU 1967 für studentische Belange eingesetzt haben. Vielleicht besinnt sich der SDS dann auch mal auf die Justizkampagne da ja ein Prominenter aus ihren eigenen Reihen mitangeklagt ist. Für Karl ist es dann allerdings zu spät.

Eine andere Konsequenz als die Karls, hat der umherrschweifende Rebell Dieter Kunzelmann gezogen. Er hat eine 8 monatige Gefängnisstrafe vorerst nicht angetreten. Inzwischen sind ihm weitere 8 Monate in einer Berufungsverhandlung aufgebrummt worden. Die BZ bescheinigt ihm zwar auf die Schulter klopfend eine tapfere Haltung, freut sich aber andererseits, daß Dieter eine "zweite Runde" gegen die Justiz verloren hat.

Mit der BZ freut sich wahrscheinlich auch ein Teil der APO, ist man doch endlich ein paar dieser Querulanten und Anarchisten los.

Diese Sektiererhafte rechtsopportunistische Haltung macht sich unter den "Linken" immer mehr breit. Der Zentralrat wird zu diesem Problem nächstens Stellung beziehen.

Nicht erst seit Karls Haftantritt ist uns klar, daß gewaltfreie pazifistische Aktionen (wie Karls shit-in in Moabit) die Staatsgewalt nicht beeindrucken können.

Dennoch müssen wir an dieser Stelle auch praktische Selbstkritik üben. Wir müssen einen militanteren Selbstschutz für die Rebellenhaufen organisieren. Als Erfolg für uns müssen wir jedoch die Tatsache buchen, daß bei den militanten Demonstrationen, bei denen die Rebellenhaufen stehts in vorderster Front gekämpft haben, fast keiner festgenommen werden konnte. In dieser Richtung müssen wir weiter arbeiten. Es ist uns jedoch noch nicht klar, was der nächste Schritt sein soll.

Ein Vorschlag ist: Die Räume der bisherigen K1 zu besetzen und daraus ein Rebellenhauptquartier zu machen.

Für die nächsten Wochen müssen wir die Forderungen konkretisieren: FREIHEIT FÜR DIE UMHERSCHWEIFENDEN REBELLEN PAWLA, KUNZELMANN UND TEUFEL!

"Alle Gedanken an die Zukunft sind kriminell, weil sie die einfache und reine Zerstörung verhindern und den Vormarsch der Revolution hemmen".
(Souvarine)

ZENTRALRAT DER UMHERRSCHWEIFENDEN HASCHREBELLEN

Quelle: Der Blues

 

 

Volker von Törne

Lied vom Terroristen Karl Heinz Pawla

Hört die Schandtat von dem frechen
Karl Heinz Pawla aus Berlin:
Dieser schwarze Sohn von Tschechen
ohne Zucht und Disziplin,
lange Haare, ungewaschen
und die Hände in den Taschen,
trat er vor das Landgericht
als ein schlimmer Bösewicht.

Finster stand der Lichtesscheue
in Justizias heilgem Haus,
ohne Demut, ohne Reue,
und zog sich die Schuhe aus.
Alle Bürger warn erschrocken,
als er dastand in den Socken,
und er grinste ins Gesicht
den hohen Herrn vom Landgericht.

Schließlich trieb ers immer bunter,
ohne Zucht und ohne Scham,
er ließ seine Hosen runter,
weil ihm ein Bedürfnis kam:
In Justizias heilgen Hallen
ließ er hinter sich was fallen
mitten in das Landgericht:
Sowas tut ein Deutscher nicht!

Das ging den Richtern an die Ehre,
ihre Würde war beschmutzt.
Des Gesetzes ganze Schwere
haben sie darob benutzt
und den Strolch ins Loch geschmissen,
weil er aufs Gericht geschissen,
und so siegten Zucht und Pflicht
vorm Berliner Landgericht.

Die Moral von der Geschichte:
Kommt dich ein Bedürfnis an
vorm Berliner Landgerichte,
laß nichts fallen, deutscher Mann!
Mach dich lieber in die Hose,
statt wie jener sittenlose
Terrorist und Bösewicht,
scheißen auf das Landgericht!

(1969)