(KPD 24) Deal for Real?

Kräuter, Pillen, Drogen (KPD) - 24. Folge

Mehrfach wurde Klage geführt, daß in dieser Spalte der Dealer als solcher nicht entsprechend gewürdigt würde. "Immer nur Knastgeschichten!" Nun ist es halt so, daß in dem Drogengewerbe Geldgeilheit zu häufig ein Hauptproblem ist und "gute" Dealer selten sind. Um so dankbarer bin ich Leserin Charlotte aus Kassel für den Hinweis auf folgenden Text. It's an oldie, but goldie! (Wobei doch Timothy Leary im August-Wiener ein seitenlanger Nachruf gewidmet ist, der seine heutigen Aktivitäten leider unterschlägt). OK. Hör die Mär aus Alter Zeit:

"Drei Gruppen tragen die Evolution eines neuen Zeitalters, das mit uns beginnt. Von diesen drei heroischen, mythischen Gruppen, denke ich, sind die Dealer die wichtigste. In den kommenden Jahren werden Fernsehspiele und Filme eine große Sache aus dem Dealer der sechziger Jahre machen. Der Dealer wird dargestellt sein als Robin Hood, ein geistiger Guerilla, ein mythischer Agent - den Platz von Cowboy-, Polizei- und Räuberhelden einnehmend. Das ist im Grunde nicht Neues. In der Geschichte der Menschheit besaß immer die Figur des Alchemisten, des Schamanen, des Kräutersammlers, des lächelnden Weisen den Schlüssel, um die anderen anzutörnen und glücklich zu machen. Immer waren sie das Zentrum für religiöse, ästhetische und revolutionäre Impulse.

Das Paradoxe am rechtschaffenen Dealer ist, daß er dir den himmlischen Traum verkauft. Er unterscheidet sich sehr von gewöhnlichen Händlern, denn die Ware, der er verkauft, ist Freiheit und Freude. Man erwartet von seinem Autohändler, daß er selbst ein gutes Auto fährt und von einem Konfektionisten, daß er gut gekleidet ist, dies bedeutet auch, daß man von dem rechtschaffenen Dealer erwarten kann, daß er genau die Freude und Freiheit ausstrahlt, die man in seinem Produkt sucht. So ist die Forderung an den Dealer nicht nur, daß seine Ware rein und geistig sein muß, sondern daß auch er selbst das menschliche Licht in sich tragen muß.

Ich kenne niemanden, der über eine Periode von vielen Monaten mit psychedelischen Drogen gehandelt hat und dabei überlebte, ohne gebustet oder ausgefreakt zu sein, der nicht rein war. Man muß rein sein. Man kann es nicht tun, um Geld oder Macht zu gewinnen - und man kann es nicht allein tun. Die meisten, wenn nicht alle aufrichtigen Dealer arbeiten in Gruppen oder Kommunen.

Es gibt zum großen Teil viele Vorurteile über den Dealer, auf allen Ebenen des Establishments wie auch im Untergrund. Es gibt viele psychedelische Liberale, die sagen, 'es ist gut für junge Leute, mit Haschisch oder LSD zu experimentieren. Wir wollen keine Gesetze gegen sie haben, doch wir sollten Gesetze haben, die den Dealer bestrafen'. Irgendwie hat der Dealer eine niedere Moral oder soziologische Kategorie. Das ist reiner Unsinn, laßt uns ehrlich und offen darüber sprechen."

Diese stark gekürzte und zensierte Wiedergabe ist dem gleichnamigen Beitrag aus der Zeitschrift LOVE Nr. 4 (1970) entnommen. In dieser Fassung ist es hoffentlich keine Aufforderung zu Straftaten.

Heiter weiter

R.ippchen

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