(KPD 16) Schweine lieben Cannabis

Kräuter, Pillen, Drogen (KPD) - 16. Folge

Es gibt Drogen, unter deren Genuß der Mensch zeitweilig die Rolle eines Tieres spielt. Das weiß jeder Castaneda-Leser.

Unbekannter ist der Drogenkonsum der Tiere. Wird ein Tier nach Meskalingenuß zum Menschen? Das weiß ich - noch - nicht. Was ich weiß ist, daß eines Nachts von meinem Schreibtisch LSD verschwand und ich am nächsten Morgen eine sichtlich verwirrte Maus in meinem Papierkorb wiederfand. Auch in der Literatur findet man immer wieder Hinweise auf angetörnte Tiere. "Dr. Ratte" von William Kotzwinkel ist ein wunderschönes Beispiel von Drogenversuchen an Tieren. Schweizer Hippiezeitungen berichteten schon vor Jahren, daß Schweizer Milchschokolade so angenehm sei, da die Kühe auf der Alm soviel Psylocibinpilze mampfen würden.

John C. Lilly berichtete uns vom dem Delphin, der in Hollywood insgesamt ein Dutzend mal harpuniert worden war und dann am Ende seiner Filmlaufbahn als Honorarverrechnung an Lillys ging. Dort verhielt sich dieser Delphin die ersten Wochen menschenscheuer als andere Delphine, bis er LSD nahm und danach der Spielliebling der Kinder wurde. Ich habe selber nie ein großes Verhältnis zu Haustieren entwickelt. Aber als bei einem Acid-Händler vor Jahren mal ein Beutel Trips runterfiel und Haushund Frau Noelle wohl einiges vom Teppich aufgeleckt hatte, machte ich mit ihr anschließend einen Waldspaziergang, der der Beginn einer langen Freundschaft wurde. In der Comic-Literatur tauchen auch immer wieder unter Drogengenuß stehende Tiere auf. Sei es Donald Duck, der nach einem Peyotltee sechs Wochen im Koma lag oder Daniel Düsentrieb, der seine eigenen Erfindungen probierte. Wer glaubte, diese Geschehnisse seien reine Parodien auf menschlichen Drogengenuß, der sei hiermit eines anderen belehrt. Ethologische Studien haben nun erwiesen, daß Tiere nicht nur in Laboren Drogen zu sich nehmen müssen, sondern dies auch in der freien Wildbahn freiwillig tun. Wieviele Hanfanbauer haben sich schon über Rehe geärgert, die ihnen die frische Saat weggefressen haben. Auch Schweine lieben Cannabis, während Elefanten mehr auf alkoholisierte Früchte stehen.

Ronald Siegel, ein Psychopharmakolist aus den USA hat Jahre seiner Forschung mit der Wirkung von Drogen auf Mensch und Tier verbracht. Er unternahm wiederholt Reisen zu südamerikanischen Indios, um deren Drogentradition zu ergründen. Dort fiel ihm auf, daß sich Menschen manchmal von Lamas zu psychoaktiven Pflanzen führen lassen. Er entdeckte ähnliche Geschichten aus anderen Ländern. So wird die Entdeckung des Kaffees und Qat der Beobachtung von wilden Ziegen zugeschrieben, die mit Vorliebe an diesen Pflanzen knabberte. Es besteht für Siegel kein Zweifel, daß viele der überlieferten Legenden, in denen Tiere sich antörnen, wahr sind.

Um nun die Drogengewohnheiten der Tiere zu untersuchen, sammelte er nicht nur alte Geschichten, er versah Tiere mit elektronischen Ortungsgeräten, überwachte sie mit Nachtkameras und analysierte ihr Fell mit Computerhilfe. In Haaren lassen sich Drogen noch nach Monaten, ja, Jahren feststellen. Viele Pflanzen scheinen starke Gifte zu entwickeln, die so bitter sind, daß Tiere diese Pflanzen in Ruhe lassen. Andererseits kommt es immer wieder vor, daß sich Tiere über den bitteren Geschmack hinwegsetzen, um die törnende Wirkung genießen zu können. Die Droge, die von den Tieren am häufigsten genommen wird, ist allerdings wie bei uns westlichen Menschen der Alkohol. So mancher Vogel, der vom Auto überfahren wurde, war in der Tat besoffen. Hick.

Ronald Rippchen

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