(KPD 00) Vor-Worte

Kräuter, Pillen, Drogen (KPD) - 05. Folge

Geschafft!

Über ein Jahr, wöchentlich immer wieder frisch auf des TAZ-Lesers Frühstückstisch: zeitgerechte Infos über Kräuter, Pillen und Drogen. Liest sich gut, ist aber keine so großartige Leistung, da man ja keinerlei Konkurrenz in den Medien hat. Alle kiffen, aber keiner darf drüber schreiben. Oder traut sich nicht. Dabei müßte es doch nun wirklich kompetentere Fach-Leute geben als mich.

Bin ich doch kein Vorkoster des breiten Angebots, sondern nur ein recht traditioneller Canabisseur, der seine Hirnzellen recht selten durch Säure oder Entaktogene (Was das ist? Lies weiter!) in Schwung hält.

In der Tat will ich für keine Drogen werben, das wäre unlauter. Die verschiedenen Substanzen haben nun einmal verschiedene Wirkungen auf Dich und mich. Wobei ich mich nur mit Substanzen beschäftige, von denen ich mir etwas für mich verspreche. Also haben Heroin, Äppelwoi, Crack, Schnaps und Koks nichts in meinem Nervensystem verloren. Pfui Deibel! Schnüffeln, schießen und kippen: Nein Danke.

Es ist bedauerlich, daß in der TAZ zwar sporadisch 'Shitparaden' auftauchten, denen man die Grammpreise in den Regionen entnehmen kann - aber es gibt keinerlei Qualitätskontrollen. Anfang der 70er gab es an gerichtsmedizinischen Instituten Drogentests, auf Grund dieser Drogenberatungsstellen vor 'giftigen' Stoffen warnen konnten. Heute undenkbar. Da warnt z.B. ein TAZ-Leser vor dem 'neuen' Marokkaner: neuerdings wird minderwertiges Haschisch aus Marokko in Alkohol verdünnt in Plastiksäckchen gepreßt. Bei der Verarbeitung gehen mehrere Lagen Plastik ins Haschisch über und werden dann vom Konsumenten mitgeraucht. Ekelhaft. Das erinnert an die amerikanische Regierung, die ganze Landstriche in Mexiko und Südamerika mit Pestiziden einsprühte, um das dort wuchernde Marihuana zu vergiften bzw. die eigenen Bürger, die davon naschten.

Ich würde mir wünschen, vor jeder KPD-Kolumne wäre ein Grundtext: »Nimm nie Drogen von Menschen, die du nicht kennst, die dir nicht sympathisch sind, die Wucherpreise verlangen. Nimm nie Drogen, von denen du keine Ahnung hast, ohne einen Menschen, der diese Erfahrungen hat und dem du stark vertraust. Nimm nie eine Droge, vor der du Schiß hast. Habe vor den meisten Drogen Schiß! Kenne die Unterschiede. Zahle deinen Preis. 'Feed your head', meinte Alice im Wunderland. Dort war keine Rede von Völlerei, Fast-Food und schwerer Kost. Iß nichts, was zu Verstopfung, Dünnschiß oder Sodbrennen führt. Probier nicht jedes Menü, nur weil's Rezept in der Zeitung stand.«

Diese Kolumne soll nicht anstiften, sondern informieren. Sie soll nicht wiederholen, was in anderen Medien von Leuten zum Thema gesagt wird, die selber seltenst Erfahrungen mit dem haben, vor dem sie warnen. Daß vor einigen Substanzen innerhalb dieser Zeilen kaum gewarnt wird, hängt damit zusammen, daß diese Substanzen Tausenden und Millionen von Menschen auch in diesem Lande so viel Freude bringen, daß sie auch im Wissen, daß Haschischqualm karzinogener als Zigarettendunst ist, weiter kiffen werden. Und sollte mich jeder LSD-Trip in der Abrechnung an der Himmelstüre einen Tag kosten, so sagt der Konsument in mir: »Korrekter Preis«.

Unbezahlbar waren all die Tips und Hinweise, die mir von Lesern zugegangen sind. Ihnen allen hier meinen Dank. Diesen möchte ich auch ausweiten an alle betroffene TAZ-Mitarbeiter, Rolf Achteck, der KulturCrew und den Setzern. Emma Emde versorgte mich mit Inspiration, Tim Leary gab immer wieder Anstöße zum Weiterforschen. Grüße an die Kollegen von 'Krieg dem Rauschgift'.

Bevor ich anfange zu labern, verabschiede ich mich einfach mit einem dreifachen
Heiter weiter
Heiter weiter
Heiter weiter

Ronald Ripsken
Potterdam, Juni '87

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